Im Zusammenhang mit dem Ende des letzten Jahres beim Schibri-Verlag herausgekommenen Arbeit Theater, Kampf und Kollektive von Eva Renvert, einer Auseinandersetzung mit dem Arbeitertheater der DDR, wurde die Aufmerksamkeit auch auf eine 45 Jahre alte Dissertationsschrift zum Thema Entwicklungsprobleme des Arbeitertheaters in der Deutschen Demokratischen Republik gelenkt.
„Die wohl umfassendste Darstellung speziell der Entwicklung des Arbeitertheaters in der DDR legte Bärbel Schrader mit ihrer Dissertation von 1977 vor. Sie bietet einen differenzierten Einblick in die Diskurse der frühen fünfziger bis siebziger Jahre zu diesem Thema.“, schätzt Renvert in ihrer Publikation ein [S. 251].
Und in der Tat erfährt der Leser aus dem 163 Seiten umfassenden Werk von Bärbel Schrader viel Wissenswertes über die Entwicklung der Amateurtheater-Szene in der DDR, welches eingebunden war in die kulturpolitischen Aufgaben des Staates und für die die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands und der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund die großen gesellschaftspolitischen Aufgaben und Ziele formulierten. Sichtbar wird in dieser Dissertation auch die Struktur unter der speziell das Arbeitertheater der DDR wirkte, wirken konnte. Besonders herausgearbeitet hat die Theaterwissenschaftlerin und spätere Mitarbeiterin der Akademie der Wissenschaften der DDR im II. Kapitel ihres Werkes die teils öffentlich geführten theoretischen Auseinandersetzungen zur Stellung des Arbeitertheaters in der sozialistischen Gesellschaft.
Die Arbeit von Bärbel Schrader ist auch deshalb so wertvoll, weil sie die einzige umfassende wissenschaftliche Betrachtung über den beschriebenen Zeitraum ist – hinterlegt in der Humboldt-Universität zu Berlin und im Deutschen Archiv der Theaterpädagogik Universität Osnabrück/Lingen.
An diese Arbeit schließt eine weitere Dissertation unter dem Thema Entwicklung im Amateurtheater der DDR zwischen 1970 und 1985 – Trends im Funktionsverständnis, im Repertoire und in den organisatorischen Strukturen von Michael Hametner, Karl-Marx-Universität Leipzig, 1987, an.
Karl Uwe Baum, Radebeul, im Oktober 2023