Begriffe

Hier soll der Versuch unternommen werden, verschiedene Begriffe aus dem nichtprofessionellen Theater genauer zu bestimmen bzw. deren geläufige Erklärungen vorzustellen.

Amateurtheater – allgemein
Bezeichnet eine konkret-historischen Erscheinungsform des nichtprofessionellen Theater im 19. bis 21. Jahrhundert. A. sollte nicht verwendet werden als Sammelbegriff für das nichtprofessionelle Theater.
Der Begriff Amateur ist seit dem 19. Jahrhundert gebräuchlich, setzte sich aber erst nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland durch.
Das heutige A. setzt sich in der Regel vom Laientheater ab und möchte nicht mit diesem verwechselt werden.
– s. a. Brauneck, Manfred; Schneilin, Gérard: Theaterlexikon. Rowohlts Enzyklopädie, 3. Aufl., 1992, S. 60 ff.

Amateurtheater – nach LATS
Amateurtheater ist aus der Sicht des Landesverbandes Amateurtheater Sachsen e. V. in erster Linie Theater. Theater ist eine Form der Darstellenden Kunst.

Unter dem Begriff „Amateurtheater“ versteht der Landesverband das Zusammentreffen von verschiedenen besonderen Merkmalen:

    • Amateurtheater ist Kunst, die sich kreativ in vielfältigen Formen und Inhalten ausdrückt
    • Amateurtheater hat einen künstlerischen Anspruch
    • Amateurtheater ist nicht kommerziell und offen für alle
    • Amateurtheater ist aus seinem Wesen heraus authentisch und publikumsnah
    • Amateurtheater ist sozial wirkend, persönlichkeitsbildend und leidenschaftlich
    • Amateurtheater soll theatrale Fertigkeiten entwickeln
    • Amateurtheater soll für seine Arbeit die Verantwortung übernehmen und transparent sein
    • Amateurtheater stellt sich auf wechselnde Bedingungen ein

– Definition des Landesverbandes Amateurtheater Sachsen, 25.2.2008

Arbeiterfestspiele
Arbeiterfestspiele waren „Höhepunkte der sozialistischen Kultur- und Kunstentwicklung in der DDR, Leistungsschau der kulturell-künstlerischen Kräfte des Volkes, besonders der Arbeiterklasse, sozialistische Volksfeste und Foren des schöpferischen Erfahrungsaustausches.“
Die Arbeiterfestspiele wurden seit 1959 jährlich und seit 1972 alle zwei Jahre bis 1988 in jeweils einem anderen Bezirk der DDR durchgeführt. Die Auswahl der Teilnehmer aller künstlerischen Bereiche erfolgte durch Leistungsvergleiche und Delegierung.
Die Arbeiterfestspiele wurden vom Freien Deutschen Gewerkschaftsbund ausgerichtet in Zusammenarbeit mit dem Zentralhaus für Kulturarbeit der DDR.

Arbeitertheater
Entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts als Gegenstück zum bürgerlichen Berufstheater, sich aus dem proletarischen Laientheater entwickelnd. Spielte eigens für das proletarische Publikum verfasste Stücke mit politisch-agitatorischem Inhalten.
Tendierte das A. vor dem ersten Weltkrieg stark zum Unterhaltungstheater, erlebte es nach der Novemberrevolution einen nicht unerheblichen Aufschwung. Begriffe wie Agitprop und proletarisch-revolutionäres Theater zeugen davon.
Während die A. sozialdemokratischer Prägung sich auf eine unpolitische Plattform zurückzogen, wurde das A. durch die KPD in den politisch-revolutionären Kampf einbezogen.
Durch die Gleichschaltung nach 1933 durch das Nazi-Reich verschwanden beide Varianten.– s. a. Brauneck, Manfred; Schneilin, Gérard

In der DDR seit 1959 (Bitterfelder Konferenz) als Titel an Laientheater vergeben, die bestimmte politisch-ideologische Erwartungen und Spielplanvorgaben erfüllten. Ab 1980 wurde der Begriff zunehmend durch den Gebrauch des Wortes Amateurtheater zurückgedrängt. Öffentliche Vergaben des Titels sind bis zum Ende der DDR kaum noch erfolgt.

Dilettantentheater
s. Liebhabertheater

Laientheater
Bezeichnung des nichtprofessionellen Theaters seit etwa 1850 bis Ende der 1950er Jahre, bis sich der Begriff Amateurtheater nach dem Zweiten Weltkrieg durchsetzte. Nicht zu verwechseln mit der Laienspielbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Laienspiel[bewegung]
Bezeichnet eine konkrete Form des nichtprofessionellen Theater aus der reformpädagogischen Jugendbewegung des 20. Jahrhunderts, die auch mit der musischen Erziehung in der neuen Schule nach 1900 im deutschen Sprachraum in Beziehung stand.
L. setzte sich gegenüber dem Berufstheater und dem Vereinstheater dieser Zeit ab und entwickelte eigene Theaterformen und ein eigenes Textverständnis. Die soziale Prägung und Gruppendynamik stand im Vordergrund, teilweise mit mythologischen-mystischen sowie religiösen Ansätzen.
Kurze Wiederbelebung nach 1945 in der BRD. Durch die politischen Auseinandersetzungen Ende der 1960er Jahre verfasste das L. erneut eigene Texte wurde aber zusehends von den Begriffen Spiel und Amateurtheater aufgesogen. Heute eher unspezifische Verwendung des Begriffes zu beobachten.
– s. a. Brauneck, Manfred; Schneilin, Gérard, S. 537

Liebhabertheater
Nichtprofessionelles Theater im 18. und 19. Jahrhundert einmal im höfischen Umfeld und zum anderen im Bürgertum, besonders in den Städten.
Häufig zur eigenen Entspannung und Unterhaltung aber oft auch aus sozialen wie kulturellen Motiven vor dem Hintergrund wachsender Freizeit der 1. und 2. Industriellen Revolution.
Durch Liebhabertheater außerhalb der Höfe Förderung einer stärkeren sozialen Durchmischung der Gesellschaft, durch Aufbrechen des Kastensystems.
Der Spielplan unterschied sich häufig kaum vom Berufstheater und dem späteren Vereinstheater.
L. wird häufig mit Dilettanten- Laien- oder Amateurtheater gleichgesetzt.
Unter Dilettantentheater wird häufig ein nichtprofessionelles Theater zur reinen Unterhaltung mit minderwertigem künstlerischem Wert sowie ohne bildenden Anspruch verstanden.
– s. a. Brauneck, Manfred; Schneilin, Gérard, S.60 und 554

Nichtprofessionelles Theater
Im Gegensatz zum professionellen Theater wird das nichtprofessionelle Theater ausschließlich aus einer ideellen Motivation heraus betrieben.
Das bedeutet, dass die Akteure an der Betreibung dieser Art von Theater keinerlei wirtschaftliches Interesse haben und auch ihren Lebensunterhalt, ganz oder teilweise, anderweitig sichern.
Das bedeutet aber auch, dass die zur Betreibung dieses Theater evtl. erforderlichen professionellen Kräfte vertraglich sowie entgeltlich verpflichtet werden können, nicht aber das gesamte Ensemble.

Der Begriff fasst damit alle Spielarten des nichtprofessionellen Theater zusammen, die da sind:
Amateurtheater, Arbeitertheater, Dramatische Zirkel, Dilettantentheater, freie nichtprofessionelle Theater, Gruppen des Darstellenden Spiels, Laienspiele, Laientheater, Liebhabertheater, Spielscharen, Volksbühnenspiele, Volkskunstspiele
– Landesverband Amateurtheater Sachsen, 2010

Theatervakuum
Das sogenannte Theatervakuum in Europa vom 530 bis 930 hat es mit großer Sicherheit nicht gegeben. Die Forschung ist hier einer einseitigen Betrachtung durch die Dominanz der Christianisierung Europas und der damit verbundenen Verdrängung heidnischer Kultur aufgesessen.
Dieser weiße Fleck in der Kulturgeschichte Europas wird noch zu erforschen sein.

Quellen
Brauneck, Manfred; Schneilin, Gérard (Hg.): Theaterlexikon. Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensembles. Rowohlts Enzyklopädie, 3. vollständig überarbeitete und erweiterte Neuauflage. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg, 1992

Landesverband Amateurtheater Sachsen e. V.